Biotop erwacht bald zum Leben

Gemeinschaftsprojekt in Deißlingen ein voller Erfolg / Helferfest

Freude beim Helferfest im Hagestall: Bald erwacht das Biotop im Neckartal zum Leben. Foto: Volksbank Deisslingen

Deißlingen (spr). In das neue Biotop im Neckartal werden bald Eidechsen, Erdhummeln und Wildbienen einziehen. Die zukunftsweisende Gemeinschaftsaktion auf Initiative der Volksbank Deisslingen zusammen mit Forstamt, Gemeinde und lokalen Unternehmen hat damit ein erstes Ziel erreicht.

Während eines Festes im Hagestall wurde jetzt Zwischenbilanz gezogen und den zahlreichen Helfern gedankt. Denn das Projekt dient nicht nur Artenvielfalt und Naturschutz, sondern ist auch generationenübergreifend angelegt. Zu spüren war die Vorfreude bei den Helfern, bald die Früchte ihrer Arbeit zu sehen. Heißt konkret: Neben der Schaffung von Habitaten für Zauneidechse, Wildbienen und andere Insekten sowie die Wiederansiedlung standorttypischer Orchideen ist es gelungen, die Biotopvernetzung mit einem bildungspädagogischen Ansatz zu kombinieren und Kinder und Jugendliche in das Projekt einzubinden.

„Die spontane Bereitschaft der Auszubildenden einzelner Betriebe in Deißlingen, sich zu engagieren, war sehr ermutigend“, sagte Projektleiterin Lena Wiedmann (Volksbank Deisslingen), bei der die organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Und auch bei den jüngsten Helfern war die Resonanz riesig: 19 Kids nahmen im Rahmen des Kinderferienprogramms teil. Daneben waren Forstarbeiter, der Bauhof und Helfer der Ortsgruppe Deißlingen des BUND tätig. Damit erfüllte sich der Wunsch von Revierförster Thomas Zihsler und Volksbank-Vorstand Christoph Groß, dass das Projekt von vielen Händen unterstützt wird und sich verstetigt.

Zihsler hatte zum Helferfest eine Präsentation gefertigt, anhand derer er auf die zahlreichen Arbeitseinsätze und die Arbeitsfortschritte einging: Ernten des Baumbestandes, Freimachen des Geländes, Bau von Insektenhotels, Errichtung Trockensteinmauer, Gruben für die Eiablage der Eidechsen und vieles weiteres. „Das ist der Anstoß, den es für eine natürliche Entwicklung braucht“ erläuterte Zihsler. Im Frühjahr werde zudem noch Samen von Blühpflanzen ausgebracht.

Bürgermeister Ralf Ulbrich freute sich über das Ergebnis und das Projekt an sich: „So etwas entsteht, wenn viele zusammenschaffen: Gemeinde, Betriebe, Volksbank, Jung und Alt“ dankte er. Robert Gavranovic als Vertreter der Volksbank Deisslingen unterstrich, dass das Projekt in geradezu klassischer Weise genossenschaftliches Denken und Handeln verkörpert: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“ zitierte er Friedrich Wilhelm Raiffeisen. „Viele“, das hieß während der Arbeitseinsätze unter anderem: Eine 12-köpfige Gruppe der Volksbank Deisslingen nutzte einen Tag der Biotoparbeit als Teambildungsmaßnahme, ebenso eine zweistellige Anzahl an Auszubildenden mehrerer Betriebe.

Neben zahlreichen Kindern mit ihren Eltern waren auch einige Auszubildende zum Helferfest erschienen. Dabei war zu sehen: Die angestrebte Vernetzung kommt in Gang. „Die Idee des Biotops ist cool“ bestätigte zum Beispiel Sarah Engeser. Sie ist bereits Augenoptikergesellin und absolviert derzeit ihre Ausbildung als Hörakustikerin. „Da musste ich nicht lange überlegen und habe sofort zugesagt“ findet auch Noemi Vasic, Verwaltungsfachangestellte der Gemeinde. Nein, man habe sich vorher nicht gekannt, bestätigte Chiara Fruh, die von der Volksbank Deisslingen zur Bankkauffrau ausgebildet wird, „es ist wirklich toll, die anderen kennenzulernen und sich austauschen zu können.“ Lisa Müller machte deutlich, dass sie die nachhaltige Idee gerne unterstützt. Als Auszubildende zur Industriekauffrau bei Glas Wehrle eröffnete das Projekt zudem die Möglichkeit, ihren zukünftigen Arbeitsort schon mal kennenzulernen. Denn bislang arbeitet sie noch in Villingen – bis der Neubau des Unternehmens im Gewerbegebiet Breite fertiggestellt ist. Die Möglichkeit, der Natur zu helfen und gleichzeitig junge Menschen vor Ort kennenzulernen überzeugt auch Simon Bruhn, Auszubildender bei ALWA. Er pendelt täglich von Villingen ein: „Es macht viel Spaß, ist sehr sinnvoll und war eine tolle Gemeinschaftserfahrung.“

Zihsler machte deutlich, dass das Biotop weiterhin der Pflege bedürfe. So könnte es sich als notwendig herausstellen, Überwinterungsgruben für die Eidechsen anzulegen, die Trockenmauer zu verlängern und unerwünschten Bewuchs einzudämmen: „Die Fläche muss gut besonnt werden und darf nicht abschatten“, so Zihsler. Es ist also noch einiges zu tun – gute Gelegenheit für die Auszubildenden, sich weiter zu treffen und Kontakt zu halten. „Wir bleiben auf alle Fälle dabei“ versprachen Auszubildende wie die Beschäftigten der Volksbank Deisslingen gleichermaßen. Alle Beteiligten würden sich freuen, wenn möglichst viele Bürger einen Spaziergang zum Biotop unternehmen würden. Damit sie ins Bild gesetzt werden, sollen auch noch Infotafeln aufgestellt werden.